Gedanken zur Trauer

Eine Bitte


Frage nicht, warum ich weine, stehe bei mir,
Ich brauche dich, sei bitte einfach da!

Du kannst mir kaum mit Worten helfen,
am meisten mit den Füßen
in dem du hinter mir stehst!

Lass mich den Abschied lieben,
schenke mir dein Lächeln
und deine Aufmerksamkeit,
wie du es immer getan hast!

Ich muss mich fassen und verstehen lernen,
das Gefühl der suchenden Trauer brennt in mir.
Sei du da und bleibe mein Freund!

Ich bin kein anderer. Keine andere. Nichts anderes.
Der Schmerz des Verlustes nagt an mir.
Nimm mich wie es ist!

Und wenn ich weine
und so oft das gleiche sage,
versuche mich, zu verstehen.
Bleibe bitte geduldig
und schenke mir deine Zuversicht!

Es ist nicht leicht in diesen Tagen
sie sind nicht immer dunkel;
sie kennen auch lichte Momente,
und dabei schwanken meine Gefühle,
Chaotisch ! Sei bitte da für mich!

Wenn du hinter mir stehst und mich hältst
und den Weg mit mir gehst,
kannst du an und mit mir wachsen,
deine und meine Ängste verschmelzen
und Gestalten etwas Neues! (sp)

 

Prestani


Wie der dunkle und reißende Fluss Lim,
vor dem der montenegrinische Bergwald,
von der aufsteigende Sonne
in Brand gesteckt wird.

Wie der freundschaftliche Kuss von Dzemal
zur Begrüßung in seinem Heim.
Wie das bedürftige zweifelnde Herz,
das sich selbst nicht trösten kann.

Wie der gleißende Mond der mit seinem
Schein die Fülle der Nacht, von einem
Zimmer ins andere überfließen lässt.
Wie der klagende suchende Schrei des Kalbes.

Wie die werdende Schrift auf dem Stein
am Grab von Seida, so sind die unwirklichen
Empfindungen, die mich durchdringen.

Mit meinem ganzen Wesen fühle ich,
was mich denkt und bewegt. (sp)

 

Lindling

Wie eingefroren
hast du den Winter
erstarrt im Holz überlebt.
Als ich den Korb
in die warme Wohnung getragen habe,
bist du wieder zum Leben erwacht

Plötzlich bist du da Schmetterling
du fliegst durchs Wohnzimmer
immer hin zum Licht.

Bist du ein Zeichen
was willst du uns sagen?
Du ziehst deine Kreise
um wieder und wieder
dem Licht zu begegnen.

Am nächsten Morgen
bist du noch da
ich möchte dich halten
du fliegst Richtung Fenster
hin zum Licht zur Freiheit

Ich will dich schützen
heißen dass du hierbleibst
den Raum nicht verlässt
Hinter der Scheibe ist es zwar heller
aber auch stürmisch, unwegsam und kalt.
Was würde dort passieren mit dir?
Tief in mir weiß ich,
dass ich dich nicht aufhalten darf.
Schmetterling du Zarter.

Mein dich schützen wollen
entzieht dir die Freiheit du Lindling –
sei also, oder besser werde! (sp)

 

Orientierungs-los


Jahrelang bist du mit dem Zug fahren zurechtgekommen
Hast den Fahrplan gewusst,
von einem Ort zum anderen.

Konntest dich am jeweiligen Bahnhof
am Schalter orientieren,
oder einen Schaffner fragen,
warst gut unterwegs.

Doch plötzlich hält der Zug auf freier Strecke
heißt dich auszusteigen und fährt weiter.
Und nichts ist mehr wie es war,
dir fehlt die Orientierung.

Du irrst umher,
wie ein Reisender ohne Ziel und Plan
Bist unsicher verzweifelt
Weiß nicht mehr wohin und wähnst nur noch,
du musst zum letzten Punkt zurück
an dem du dich noch aus gekannt hast –
aber den scheint es nicht mehr zu geben.

Du stehst neben den Gleisen,
brauchst Zeit und Hilfe, um
wieder in die rechte Spur zu kommen.
Wohin der Weg geht, weißt du nicht,
wo du ankommst ist noch unklar.

Tief in dir ahnst du,
du musst noch einmal einsteigen,
wenn wieder einer hält –
er-neuert in den Zug des Lebens! (sp)

 

Sei frei wo immer du auch bist